Jeder kennt sie – die lebendigen, bunten Baumwollstoffe, die die Lebensfreude und Kultur Afrikas symbolisieren – Die traditionellen Wax Print Stoffe. Nicht nur in Afrika beliebt, sondern weltweit gefragt, spielen diese Stoffe eine zentrale Rolle in der afrikanischen Gesellschaft und erzählen Geschichten von Status, Tradition und Modebewusstsein.
Eine kulturelle Bedeutung: Wax Print Stoffe in der afrikanischen Gesellschaft
In Afrika dienen Wax Print Stoffe nicht nur als modisches Statement, sondern sind für jede Frau ein wichtiges Kommunikationsmittel. Jedes Muster und jede Farbe trägt eine individuelle Botschaft und erzählt etwas über die Trägerin. Klassische Muster werden auf Festen und besonderen Anlässen getragen und bringen Respekt ein, während jüngere Frauen im Alltag modische Experimente wagen. Die Anzahl der Waxprints im Besitz einer Frau spiegelt dabei ihren Status in der Gesellschaft wider.

Der afrikanische Wax-Print als Ganzes steht als Huldigung an die Kreativität und Kunstfertigkeit afrikanischer Textilkünstler. Von traditionellen Mustern bis zu modernen Interpretationen bietet der Wax-Print eine faszinierende Palette von Stilen und Qualitäten, die sowohl Mode- als auch Kunstliebhaber weltweit ansprechen.
Im Gesamten repräsentieren afrikanische Stoffe ein reiches Erbe kultureller Kreativität und Handwerkskunst. Jede Stoffart erzählt ihre eigene Geschichte und ermöglicht Menschen auf der ganzen Welt, die Schönheit und Vielfalt afrikanischer Kultur durch Mode und Design zu erleben.

Mythos und Realität: Sind Wax Print Stoffe wachsbeschichtet?
Im Gegensatz zur gängigen Annahme, sind Wax Print Stoffe nicht wachsbeschichtet. Ihr Name leitet sich vom ursprünglichen Produktionsprozess, dem Batikdruck, ab. Ursprünglich aus Indonesien stammend, ist der Batikdruck eine aufwendige Reservefärbetechnik, bei der Muster mit heißem Wachs oder Harz auf den Stoff gedruckt werden. Diese Reservematerialien schützen bestimmte Bereiche des Stoffes während des Färbeprozesses, sodass das Muster auf der Oberfläche nach dem Auswaschen des Materials deutlich sichtbar bleibt. Die Qualität der Wax Print Stoffe variiert je nach Herstellungsprozess.
Ein unverwechselbares Merkmal der Wax Prints ist das „durchgedruckte Muster“: Das Design ist sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite des Stoffes gleich sichtbar. Dies unterscheidet Wax Prints von anderen Stoffen, bei denen das Muster oft nur einseitig sichtbar ist.

Bei traditionellen Wax Prints, auch bekannt als „Hollandaise Wax“, handelt es sich um handgefertigte Stoffe, die durch mehrere Arbeitsschritte hohe Präzision und Detailtreue aufweisen. Der Herstellungsprozess kann bis zu 25 Schritte umfassen, darunter das Auftragen des Reservesubstanz, das Färben und das Auswaschen. Dieser aufwändige Prozess sorgt für die lebendigen Farben und das klare, detailreiche Muster.
Neben den traditionellen Wax Prints existieren auch maschinell hergestellte Varianten, die sogenannte „Fancy“ oder „Java Prints“. Diese Stoffe zeichnen sich durch einseitige Muster aus, die weniger aufwendig und kostengünstiger in der Produktion sind, aber auch eine geringere Detailgenauigkeit und Langlebigkeit bieten.
Insgesamt hängt die Qualität von Wax Print Stoffen von verschiedenen Faktoren ab: der Stoffdichte, der Farbsättigung und der Präzision des Musters. Hochwertige Wax Prints sind durch feinste Webung und satte Farben gekennzeichnet, wobei das Muster klar definiert ohne Verblassen oder Verwischen sichtbar bleibt.

Wieso sind die Wax Print Stoffe so steif?
Die anfängliche Steifheit der Wax Print Stoffe resultiert aus der im Wachsdruckverfahren verwendeten Stärke. Nach dem Waschen werden sie jedoch angenehm weich und verlieren ihren glatten Glanz. Vor der Verarbeitung der Stoffe wird empfohlen, sie zu waschen, da sie leicht eingehen können.

Die Geschichte der Wax Print Stoffe
Während der niederländischen Kolonialisierung Indonesiens (Im späten 16. Jahrhundert) wurden niederländische Kaufleute mit der Batik-Technik vertraut und brachten die javanesische Batik nach Europa.
Sie entwickelten daraufhin eigene Designs und begannen mit der Entwicklung von Maschinen/ Druckverfahren um die Batik zu industrialisieren.
Sie hofften, dass diese viel billigeren maschinell hergestellten Imitationen in Indonesien Erfolg haben würden.
Unglücklicherweise für die Niederländer war dies nicht der Fall. Unter anderem fehlte den Imitationen der charakteristische Wachsgeruch des Batikgewebes.
Westafrikaner welche in der niederländischen Kolonialarmee in Indonesien dienten brachten die Stoffe dann nach West Afrika, wo sie sehr schnell den Markt eroberten.
